Stiftung Gesundheit So steht es um die Einbindung geflüchteter Menschen aus der Ukraine in die medizinische Versorgung

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Wie hat die Einbindung der Menschen aus der Ukraine in das deutsche Gesundheitssystem aus Sicht der Leistungserbringer geklappt und wo gibt es Verbesserungsmöglichkeiten? Antworten gibt der Medizinklimaindex im zweiten Quartal 2022 der Stiftung Gesundheit.

Einbindung geflüchteter Menschen aus der Ukraine
Bewertung der Einbindung ukrainischer Geflüchteter in das deutsche Gesundheitssystem (n = 781). – © Stiftung Gesundheit

Die Einbindung geflüchteter Menschen aus der Ukraine in die ambulante Gesundheitsversorgung ist aus Sicht von Ärzteschaft und nichtärztlichen Vertreterinnen und Vertretern unterschiedlicher Heilberufe weitgehend gelungen: Mehr als ein Drittel der Leistungserbringer bewertet die Einbindung als gut oder sehr gut, weitere 43,9 Prozent zumindest als durchschnittlich. So fällt das Ergebnis der aktuellen Befragung der Stiftung Gesundheit aus. Nur jede fünfte befragte Person hält die Umsetzung für schlecht oder sehr schlecht.

Apotheken und Fachärzteschaft besonders zufrieden

Vor allem Apothekerinnen und Apotheker sowie Fachärztinnen und Fachärzte vergaben gute Noten: „Mehr als die Hälfte von ihnen stimmte mit gut oder sehr gut“, berichtet Prof. Dr. Dr. Konrad Obermann, Forschungsleiter der Stiftung. Am kritischsten zeigten sich die Psychologischen Psychotherapeutinnen und -therapeuten sowie die Heilpraktikerinnen und Heilpraktiker: Hier lag der Anteil der schlechten und sehr schlechten Bewertungen mit 36,6 bzw. 36,4 Prozent am höchsten.

Einbindung von Menschen aus der Ukraine: Verlässliche Strukturen gefordert

Zahlreiche Studienteilnehmende lieferten zudem konkrete Vorschläge, wie sich das System weiter verbessern ließe. Dabei ginge es nicht nur um die aktuelle Situation aufgrund des Ukraine-Kriegs, so Obermann: „Viele Leistungserbringer wünschen sich, dass verlässliche Strukturen geschaffen werden, die nicht nur in einzelnen Sondersituationen greifen, sondern die Frage der Versorgung von Geflüchteten grundsätzlich regeln.“

Laut dem Medizinklimaindex im zweiten Quartal 2022 heißt es dazu: Es ist davon auszugehen, dass auch in Zukunft forcierte Migration innerhalb und nach Europa stattfinden wird und deshalb alle Beteiligten ein angemessenes, rational gestaltetes und gerechtes System der Versorgung für die auch zahlenmäßig bedeutsame Bevölkerungsgruppe etablieren sollten. Das Ziel sollte sein, Strukturen zu schaffen, die nicht nur in einzelnen Sondersituationen greifen, sondern die Frage der Versorgung von Geflüchteten – egal warum und woher sie kommen – grundsätzlich regeln. Damit ließe sich ein fester und verbindlicher Ablauf etablieren, auf den jederzeit bei Bedarf zurückgegriffen werden kann.

Berufsgruppenübergreifendes Know-how gefragt

Laut den Studienergebnissen bestehe dringend Handlungsbedarf, grundlegend darüber zu diskutieren und auch zu entscheiden, wie und in welchem Umfang Menschen, die nach Deutschland kommen, möglichst effektiv und effizient in angemessenem Umfang medizinisch versorgt werden. Die medizinische Versorgung solle

  • nach sinnvollen, klar kommunizierten Regeln,
  • in der Balance zwischen dem humanitären Gebot und dem vertretbaren Aufwand sowie
  • im Rahmen einer möglichst nutzerfreundlichen administrativen Abwicklung erfolgen.

Laut der Stiftung Gesundheit zeigen die Studienergebnisse, dass neben dem ärztlichen Sachverstand auch die Expertise nicht-ärztlicher Heilberufe sowie die Ansicht aus Apotheken wertvolle Hinweise geben kann, das komplexe Thema der Versorgung von geflüchteten Menschen sachgerecht und balanciert anzugehen.

Medizinklimaindex

Der aktuelle Medizinklimaindex der Stiftung Gesundheit ist mit einem Klick hierauf vollständig einsehbar. Neben den Antworten auf die Fragestellung rund um die Versorgung von geflüchteten Menschen aus der Ukraine (ab S. 18) gibt die Untersuchung u.a. Aufschluss zu folgenden Themen:

  • Medizinklimaindex der niedergelassenen Ärzte
  • Medizinklima der nicht-ärztlichen Heilberufe
  • Medizinklima im Bereich Apotheken sowie jeweils
  • wirtschaftliche Erwartungen.