AOK Baden-Württemberg Digitalwerk: Kick-off für ein neues Digital-Health-Netzwerk

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Digitalisierung

Wer beim ersten Barcamp des Digitalwerks der AOK Baden-Württemberg mit dabei war, weiß jetzt, wie sich Digitalisierung anfühlt. Im Stuttgarter Impact Hub wurde abseits von Podiumsdiskussionen und Schlagworten ein neuer Dialog angestoßen, der „elektrisierte“.

Digitalwerk Barcamp Stuttgart, AOK BW
Das Kernteam des Digitalwerks hat das erste Barcamp in Stuttgart eröffnet. Von links: Frank Stratmann, Martin Blaschka, Bianca Flachenecker, Anita Ammon, Martin Walter und Michael Noll. – © AOK Baden-Württemberg

Nur wenige Tage nach der Veröffentlichung der Digitalisierungsstrategie für das Gesundheitswesen und die Pflege aus dem Bundesgesundheitsministerium traf sich in Stuttgart ein außergewöhnlich heterogener Mix an Experten und Expertinnen aus dem deutschen Gesundheitswesen zum ersten Barcamp des Digitalwerks. Was alle zu teilen schienen, war eine unaufhaltsame Motivation, das Gesundheitswesen digitaler und v.a. patientenorientierter zu machen – von der Dermatologin bis zum Krankenhausmanager, vom Pflege-Experten bis zur Cloud-Expertin, von der Entrepreneurin bis zum Versicherer. „Ein spannendes Format mit spannenden Menschen – intensiv, aber effektiv“, schreibt Teilnehmer Hosun Lee, IT-Experte & Geschäftsführer bei Bornholdt Lee GmbH, hinterher auf LinkedIn.

Digitalwerk: Beim Barcamp sind alle aktive Teilgebende – und der Themen

Tatsächlich sorgten die Veranstalter und Veranstalterinnen aus dem Kernteam des Digitalwerkes der AOK Baden-Württemberg mit dem Barcamp für Frische in der Event-Landschaft des Gesundheitswesens. Denn die „Unkonferenz“ bot nicht nur die Möglichkeit selbst und spontan Themen in Gruppen zur Diskussion zu bringen, sondern machte auch jede anwesende Person zu einem aktiven Teil des Programms – zu einem Teilgeber und einer Teilgeberin. Knapp dreißig Fragestellungen brachten die Gäste aus ihren Arbeitsbereichen rund um die digitale Transformation im Gesundheitswesen mit. In kurzen Pitches wurde das Thema kurz umrissen und anschließend stichwortartig an die Moderationswand gepinnt. So hatten schließlich anschließend alle einen genauen Überblick über die vorgeschlagenen Themen. Darunter waren u.a. folgende Fragestellungen:

  • Wenn wir digitalisieren, wer bekommt die Dividende in Form von Nutzen?
  • Wie hilft uns Digitalisierung beim Patientenkontakt?
  • Wie gelingt es Hürden entlang der digitalen Patient Journey anzugehen, ehe sie zu Problemen werden?
  • Wie gelingt die Bewältigung des digitalen „Chaos“?
  • Wie kann sich Prävention besser mit dem Gesundheitssystem vernetzen?

Digitalisierung jenseits eingeübter Hierarchien

Für jeweils 45 Minuten ging es dann mit kurzen Pausen in die einzelnen Sessions, in denen jenseits von eingeübten Hierarchiestrukturen gemeinsam gedacht, gesprochen und zugehört wurde. „Dadurch, dass aber nicht zu lange auf einem einzelnen Aspekt rumgedacht wird und unterschiedliche Perspektiven einen Platz bekommen, erlebten die Themen im Barcamp eine ungeahnte Vielfalt“, erklärt Frank Stratmann, den man in der Szene als Coach und Berater kennt, und als Mitglied des Kernteams des Digitalwerks den Tag moderierte. So erlaubte die „Unkonferenz“ Barcamp auch kulturellen Aspekten weit mehr Raum als gewohnt, den beständig die Frage nach der Rolle des Menschen bzw. der Patientinnen und Patienten einnahm. Eine „Dehnungsfuge im Diskurs“, wie es Stratmann nannte, ist entstanden.

„Das Barcamp-Format hat den großen Vorteil, dass für alle Teilnehmenden der niederschwellige Einstieg möglich ist. So nimmt man eine Menge mit.“

Vedat Demirdöven

Digitalwerk: „Wichtige Themen zum richtigen Zeitpunkt“

Gefüllt mit „wichtigen Themen zum richtigen Zeitpunkt“, wie Michael Noll, Leiter Digitale Innovationen bei der AOK Baden-Württemberg, gegenüber HCM erklärte, „treten machtpolitische Themen und Sektorendenken zurück. Das ermöglicht eine ehrliche, offene Begegnung und das Lösen von komplexen Fragestellungen.“ „Als AOK Baden-Württemberg nehmen wir ganz klar mit, dass wir in Sachen Digitalkompetenz einen wichtigen Aufklärungsauftrag haben“, resümiert der Leiter des Kernteams des Digitalwerks.

Folgende Schlaglichter liefern einen guten Überblick über das „Unkonferenzgeschehen“:

  • Zeit und Geld sind die bindenden Ressourcen, sie sind die maßgebenden Größen im digitalen Veränderungsprozess.
  • Viele Probleme der nicht-digitalen bzw. ineffizienten Arbeitsorganisation existieren für die Führungsebene nicht. Deshalb muss der digitale Wandel bottom-up passieren.
  • Tradierte Machtverhältnisse brauchen einen „Cultural Change“, denn das digitale Kompetenzverhältnis verhält sich entgegengesetzt zu hierarchischen Strukturen.
  • Digitalisierung hat auch einen entmachtenden Charakter, deshalb müssen Verlustängste eingefangen werden.
  • Kenntnisrahmen hinsichtlich Prozessen muss gesteigert werden.
  • Digitale Überzeugung entsteht Benefit-orientiert.
  • Digitalisierung muss auch eine Antwort auf die Verteilungsfrage geben: Wer profitiert von der „digitalen Dividende“?

Es braucht Verbündete, die gemeinsam die Spitze bearbeiten, um Veränderungen zu erreichen. So lautete ein Fazit auf dem Barcamp des Digitalwerkes. Ein anderes Learning bezieht sich auf das „Chaos Digitalisierung“, das derzeit für viele noch vorherrscht, und die Frage, wie man es angeht: Die Telematikinfrastruktur (TI) kann auf Markoebene eine Ansatzmöglichkeit bieten, Klarheit auf (interner) Kommunikationsebene auf Mikroebene. Digitaler Hedonismus fand in Stuttgart kaum Anhänger, man hat sich der Sache, der patientenzentrierten Digitalisierung, verschrieben.

„Ich nehme viele gute Ideen mit nach Hause. Zu erleben, wie professionell sich Menschen schon mit den unterschiedlichsten klinikrelevanten Digitalisierungsthemen beschäftigt haben, hat viele neue Ansatzpunkte für mich eröffnet. So einen offenen und ehrlichen Austausch erlebt man sonst nur im privaten Gruppenchat.“

Dr. Sonja Mathes

In Stuttgart fühlte sich die Digitalisierung „lebendig“, „motivierend“ und „elektrisierend“ an, erklärten die Teilgebenden. Und weil alle jetzt „endlich loslegen“ wollten, versprach Noll, dass schon in Kürze mehr vom Digitalwerk zu erwarten ist und an weiteren, auch vertiefenden Formaten gearbeitet wird. Updates dazu gibt es schnell und verlässlich über die LinkedIn-Seite des Digitalwerkes.

Rückblick Digitalwerk Barcamp 2023 | AOK Baden-Württemberg

Auf dem HCM-Youtube Kanal gibt es das Video zum ersten Barcamp des Digitalwerk.