Lausitzer Strukturwandel Noch viele Fragen vor Entscheidung über Unimedizin in Cottbus

Die Universitätsmedizin in Cottbus ist eines der größten Projekte im Lausitzer Strukturwandel. Eine Entscheidung über die Art der Umsetzung soll nun fallen. Im Vorfeld gibt es Irritationen.

Kommt die Universitätsmedizin Cottbus
Kommt die Universitätsmedizin Cottbus? – © ytemha34 (stock.adobe.com)

Vor einer Entscheidung der Landesregierung zum Aufbau einer Universitätsmedizin in Cottbus hat die Präsidentin der Brandenburgischen Technischen Universität (BTU) vor einer Schwächung des Uni-Standortes Senftenberg mit seinem Schwerpunkt Gesundheit und Life Sciences gewarnt. Hintergrund sind Medienberichte über Pläne für die Gründung einer eigenständigen medizinischen Hochschule statt der Etablierung einer Fakultät an der BTU. Mit Studiengängen wie Pflege-, Hebammen- und Therapiewissenschaften, Medizintechnik und Biotechnologie sei Senftenberg ein Standort, für den sehr gekämpft werde, sagte Gesine Grande der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Der Uni-Standort sei wichtig für die Stadt und die Region im Strukturwandel.

Wissenschaftsministerin Manja Schüle (SPD) stellt an diesem Dienstag, 21. März 2023, im Kabinett das Konzept für den Aufbau des Innovationszentrums Universitätsmedizin in Cottbus vor. Es soll Ende März an den Wissenschaftsrat zur Begutachtung gehen. Angegliedert werden sollte die Medizinerausbildung ursprünglich an die BTU – doch es könnte anders kommen. Wie vorab bekannt wurde, wird über ein anderes Modell nachgedacht, etwa die Gründung einer eigenständigen Hochschule. Die BTU soll gesetzlich als Kooperationspartnerin verpflichtet werden. Eine Bestätigung vom Wissenschaftsressort gab es dazu bislang nicht.

Finanziert wird das Projekt bis 2038 mit 1,9 Milliarden Euro aus dem Strukturfonds der Bundesregierung für die Kohleregionen. Zum Wintersemester 2026/27 sollen die ersten Studenten starten.

Positionierung in der Diskussion

Mit einer angedachten neuen Hochschule sieht Grande die Gefahr einer übermächtigen Konkurrenz. Vor zehn Jahren seien die Fachhochschule Senftenberg und die Uni Cottbus zur BTU fusioniert, die Restrukturierung habe Kraft gekostet. „Wir sehen eine neue Hochschule deshalb auch als Risiko“, sagt die BTU-Präsidentin, die in einem Brief Ministerpräsident Dietmar Woidke um Unterstützung gebeten hat.

Das kursierende Argument einer Überforderung der Universität für solch ein riesiges Projekt hält Grande für ein „Totschlagargument“ – auch, weil es faktisch nicht zu beweisen sei. „Wir öffnen uns gerade für so viele neue Herausforderungen, haben Strukturwandelgelder für die kommenden Jahre von 750 Millionen Euro, die wir integrieren.“ Für eine Einbettung der Unimedizin wäre jetzt ein guter Zeitpunkt.

Das Konzept der Unimedizin sieht vor, dass durch die BTU u.a. die Lehre in den Grundlagenfächern und die wissenschaftliche Expertise und kritische Masse sichergestellt wird. Umsatzsteuerrechtliche Fragen, die im Raum standen, seien durch jüngste Entwicklungen auf Bundesebene Grande zufolge geklärt.

Was hindert am Aufbau einer neuen Universitätsmedizin?

Die Etablierung einer Universitätsmedizin sei extrem teuer und stehe unter besonderem Wettbewerbsdruck, gibt sie zu bedenken. Eine neue Medizinische Hochschule in Brandenburg hätte Alleinstellungsmerkmal, sonst gibt es in Deutschland nur noch die Medizinische Hochschule in Hannover. Gerade für eine Neugründung in der Lausitz müsse es herausragende Bedingungen für die Forschenden und Lehrenden geben, so Grande. Auch die Einbettung in ein attraktives wissenschaftliches Umfeld spiele eine große Rolle. Das alles sei an der BTU vorhanden. Deutschlandweit gebe es weit mehr als 30 funktionierende Beispiele für funktionierende gemeinsame Modelle von Universitätsmedizin und Universität, einige davon wurden erst in jüngster Zeit gegründet.

In ihrem Brief an die Landesregierung schlägt die Uni-Präsidentin vor, Senftenberg als komplementären Standort für die Unimedizin zu stärken und insbesondere das Institut für Gesundheit und die Biotechnologie zu starken Partnern für die Medizin zu entwickeln. Damit würden zukünftig enge Kooperationen in der Lehre und in der Forschung sowie Synergien auch zwischen zwei getrennten Universitäten ermöglicht. „Wir brauchen jetzt andere politische Unterstützung als in den vergangenen Monaten“, lautet Grandes Botschaft nach Potsdam.